Sonntag, den 30. Mai 2021
Der Start in diesen Tag glückte trotz der widrigen Umstände. Ich verzichtete auf den vierten Kaffee und verließ meine geliebte Bank gegen vier Uhr. Das Morgenrot war bereits zu erkennen, aber bis die Sonne hinter den Hügeln hervorkam dauerte es noch ein wenig.
Es war mit nur 2 Grad kälter als vorhergesagt und ich fuhr den ersten Teil in voller Montur inkl. Regenkleidung. Ich fühlte mich gut und fit, aber schon nach wenigen Kilometern meldete sich meine rechte Achillessehne. Wohl von Kälte und Nässe meines Wildcamping-Abenteuer und dem frühen Arbeitseinsatz nicht begeistert, meldete Sie sich leise bei jedem Tritt.
Bis zu meiner Frühstückspause fühlte ich mich frisch. Ich musste mich schon früh einige Hügel hinaufarbeiten, fand aber nach einem von Ihnen ein hervorragendes Plätzchen für eine ausgiebige Frühstückspause – eine schöne Bank am Waldrand mit Ausblick über das Tal gen Süden. Ich baute auf, kochte Kaffee und fand an den aufgestellten Radständern ausreichend Möglichkeit meine feuchten Sachen zu trocknen.
Das ich zunächst etwas träge weiterfuhr, störte mich nicht. Ich hatte reichlich gegessen und das muss erstmal verarbeitet werden. Aber heute legte sich diese Müdigkeit lange nicht und das schon fast vergessenes Gefühl der Übernächtigung gesellte sich zum Ziehen der Sehne.
Ruhig sah ich mir meine beiden Unpässlichkeiten den ganzen Tag über an und hielt so gut es ging dagegen. Die Vorstellung, am Abend vorzeitig einen Gasthof anzusteuern, hielt mich bei Laune, zwar nicht so glänzend, wie es dieser sonnige Tag und die schönen Landschaften verdient hätten, aber trotzdem gut.
Komoot führte mich heute nur durch wenige Ortschaften und das ich Frankfurt nah war, erkannte ich nur beim überqueren der Autobahn. Die Strecke verlief zunächst häufig durch Wald und dann entlang des Mainradweges. Hier „wimmelte“ es geradezu von Radfahren und Freizeitsportlern jeder Art. Leider habe ich es versäumt, diese gute Stimmung einzufangen und das ein oder andere Erinnerungsfoto mehr zu machen.
Am Ende des Tages erreichte ich den Odenwald und fuhr auf ruhigen Wegen durch die dünnbesiedelten Hügel. Das man hier noch längere Zeit (unglaublich: über eine Stunde) ohne Mobilfunknetz ist, wundert mich nicht. Hier gibt es noch große Gebiete in denen Niemand ist, den man mit dieser wunderbaren Technik versorgen müsste. Mir erschwerte es ein wenig die Suche nach meiner Unterkunft, konnte mir aber dann doch in dem Gasthof Krone in Möckmühl mein Zimmer sichern. Nur 15 Kilometer entfernt, teilte mir Komoot mit. Ein Klacks, wenn es nicht auf der anderen Seite des Berges gelegen hätte.
Der Tag endete für mich mit „Radlerwellness“ auf dem Zimmer: Wäsche waschen, Radler waschen, Essen, ein Bierchen trinken und danach selig einschlafen.