14. Februar 2025

Tag 5: von Kirambo durch den Nyungwe Nationalpark nach Kibeho

Donnerstag, der 6. Februar 2025

Pünktlich um fünf sitze ich wieder auf dem Rad. Horrorgeschichten über einen ewig dauernden Hikeabike Anstieg kursieren. Für die 13 Kilometer bis zum Nyungwe Nationalpark soll man ein paar Stündchen mehr einkalkulieren. Mir ist’s egal. Bis dahin sind es noch 35 Kilometer und ich bin es mittlerweile gewohnt, das Unvermeidbare abzuarbeiten. Da kann kommen was will, mein Finish in der vorgegebenen Zeit sehe ich nicht in Gefahr. 

Am Fuss des Anstiegs angekommen wechselt der Track von Asphalt auf Gravelpiste. Der gewohnt harte, lehmige Boden mit groben Bröckchen wird schleimig, rutschig wenn er nass ist, hat aber ordentlich Grip solange er trocken bleibt – und das war er. Die 900 Höhenmeter kurbeln sich beinahe wie von selbst. Die Auffahrt im immer dichter werdenden Wald, wird noch durch zwei kleine Dörfchen unterbrochen. Ich bekomme meine mittlerweile geliebten Mandazis mit Brause und die Auffahrt durch den beinahe einsamen Wald ist ein Riesenspaß. Für mich bislang das Highlight der Tour !

Oben angekommen wechselt der Belag wieder. Im Regenwald begegnen mir schnell die ersten Affen, die ich ohne Gewähr als Gibbons identifiziere und ein niedliches, kleines Rehwild von dem ich keinen Schimmer habe. Entlang der Straße patrouillieren immer wieder Soldaten und sichern die Grenze zu Burundi, das jenseits des Urwalds liegt. Die 30 Kilometer sind schnell bewältigt, bescherten aber ein paar schöne Ausblicke in dem dichten Wald mit seinen riesigen, uralten Bäumen. Ein wenig nervig ist das ständige, zikadenähnliche, nur hochfrequentere Zirpen, das nur alle paar Minuten in ein kurzes Gezwitscher übergeht. Ich frag mich woher das Viech die Luft nimmt.

Nachdem ich bei einer Abfahrt ein stattliches Pavianmännchen verpasst hatte (ich konnte nicht rechtzeitig auf’s Knöpfchen der Kamera drücken) hielt ich schnell an und zückte die Handkamera. Auch auf mehrfaches Bitten zurückzukommen, setzte der Affe gemächlich seinen entgegengesetzten Weg den Berg hinauf fort. Er interessierte sich einen Scheiß für mein Anliegen ein Selfie mit ihm zu machen und verärgerte mich somit ein wenig. Er hätte mir als Gorillaersatz durchaus genügt, aber vermutlich lag es auch hier daran, dass ich keinen Eintritt bezahlt hatte.

Am Ausgang des Nationalparks ist eine Art Rasthof, an dem ich mir Reis mit Gemüse und einer leckeren, nussigen Soße bestelle. Ich verweile ein bisschen, denn ich habe es nicht eilig und fühle mich schon im Tour- und Genussmodus. 

Der nachfolgende Abschnitt führt durch weitläufig angelegte Teeplantagen. Sattes, grünes Gebüsch von kleinen Wirtschaftspfaden durchzogen bedeckt die runden Hügel so weit das Auge reicht. Bestimmt zwei Stunden kann ich dieses harmonische Bild bewundern und es ist später Nachmittag, als ich wieder auf die Straße wechsel – ein Traumtag !!!

Jetzt wollte ich nur noch auf Nummer sicher gehen. Der vierte Checkpoint war noch knappe 100 Kilometer entfernt und erst spät in der Nacht erreichbar. Ich hielt es für sinnvoll meinen Tag in Kibeho, einem Pilgerort enden zu lassen. Ich „tankte“ in einem kleinen Shop noch ein paar Mandazis für den nächsten Tag und quartierte mich im Hotel gegenüber ein. Freundliche Menschen und ein geräumiges Zimmer mit wieder einmal kaltem Wasser erwarteten mich im „Kibeho Rest House“. Zum Abendessen gönnte ich mir den afrikanischen Klassiker:

Spaghetti Bolognese an Pommes mit Salat und Bierchen.

Die Schlemmerei nahm also kein Ende. Satt und zufrieden legte ich mich ins Bett, mit der Aussicht vielleicht morgen schon in Kigali anzukommen – noch 210 Kilometer mit ca. 3500 Höhenmetern. Das sollte machbar sein.

📩 markus@morgenlandradler.de