13. Februar 2025

Tag 4: von Muhanga bis Kirambo

Mittwoch, der 5. Februar 2025

Die Nacht war wunderbar und ich wollte garnicht aus dem Schlafsack aber mein Ziel war es, vor Mittag Checkpoint 3 am mittleren Ufer des Kivusees zu erreichen. Bis dahin waren es noch asphaltierte 80 Kilometer. Das war auch trotz der Höhenmeter und einer Frühstückspause locker machbar. Der Track wurde aufgrund der Sicherheitslage in der Grenzstadt Goma (Kongo) kurz vor der Tour geändert, ließ den nördlichen Teil des Sees aus und führte stattdessen durchs Landesinnere. Diesen Abschnitt fand ich nicht besonders attraktiv, aber der gute Untergrund ließ mich trotz der vielen Anstiege gut vorankommen. 

Was die Ernährung anbelangte, ging ich kein Risiko mehr ein. Mein letzter Versuch etwas anderes als Mandazi zu bekommen, die in den kleinen Shops aus Plastikeimern heraus verkauft wurden, scheiterte an meiner Pingeligkeit. Nachdem ich am zweiten Tag meinen bestellten Bohneneintopf im Mehlfladen zwar bestellt hatte, aber einfach nicht bekommen hatte, betrat ich gestern in einem Dorf einen als Restaurant gekennzeichneten, düsteren, kleinen Raum in dem ein Tisch und ein Stuhl stand. Im Zimmer hinter dem Gastraum kauerte eine Frau neben einer, für mich nicht definierbaren Menge rohen Fleisches auf dem staubigen Boden. Die empfohlene Temperatur für den sorgenfreien Verzehr wurde mit Werten zwischen 25 und 30 Grad nur knapp überschritten. Ich verließ das Lokal wieder und beschloss fortan mich an die saftigen Frittierbollen zu halten, die sich für mich, wahlweise mit Fanta oder Cola heruntergespült, zu einem gleichwertigen Snickers Ersatz entwickelten. Diese Kombi hatte es in sich: das so erzeugte Fett-Kohlehydratgemisch gab „Wumms ohne Ende“. Zwei von den Dingern mit einem halben Liter Brause runtergespült langten locker für zwei Stunden anstrengende Fahrt. Das war einfach zu kalkulieren und in jedem Nest verfügbar.

Die wunderschön gelegene Hotelanlage an Checkpoint 3 erreichte ich planmäßig. Dort angekommen machte ich mich zuerst über das Buffet her, duschte anschließend und genoss in Elkes Gesellschaft den Ausblick auf den See und eine Tasse richtig guten Kaffees. Sie war bereits am Vortag mit dem Taxi hier angekommen und verfolgte das Eintrudeln der Teilnehmer. Nach guten zwei Stunden machte ich mich wieder auf den Weg, um mich am Nachmittag dem für morgen anstehenden Regenwaldabschnitt näher zu bringen.

Der Track führte ab hier noch ca. 60 Kilometer, mit einer Vielzahl von 100 bis 250 Höhenmeteranstiegen am Ostufer des Sees entlang. Das bescherte einige schöne Ausblicke und machte meine Laune nun unverwüstlich. Ich hatte auch die letzten Schwierigkeiten endgültig überwunden und lebte von Stunde zu Stunde mehr auf.

Wieder gegen 19 Uhr war ich  kurz vor Kirambo, einer der letzten absehbaren Möglichkeiten ein Zimmer zu bekommen. Direkt am Track war ein Guesthouse gelegen und ich war ohne Reservierung innerhalb von 10 Minuten auf meinem Mikrozimmer für 20 € mit kalter Dusche – keine Genörgel ! Wenn man für das Geld ein sauberes Bett bekommt ist Alles andere Bonus.

Bonus war auch der köstlich zubereitete Tilapia, ein Fisch, frisch aus dem Kivusee, den ich mir mit einer großen Flasche Mützig Lager (0,75 Liter) schmecken ließ.

Zwei erstklassige Mahlzeiten an einem Tag, an dem ich gutes Essen schon abgeschrieben hatte. Das Blatt wendet sich immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

Es bedarf keiner Erwähnung, wie glücklich ich danach eingeschlafen bin.

📩 markus@morgenlandradler.de