12. Februar 2025

Tag 2: vom Lac Muhazi bis Checkpoint 2

Montag, den 3. Februar 2025

Um 4 Uhr wache ich auf und fühle mich frisch. Ich frühstücke die letzten beiden Eiweißriegel, die mir noch übrig geblieben sind und ein Brötchen vom Vortag. Die zwei Flaschen Wasser, die ich gestern Abend noch beim Gastgeber bestellt hatte, stehen auf dem Tisch vor der Haustür – zuverlässig !

Für den nun folgenden 30 Kilometer langen Anstieg bleibt mir noch eine Tüte Haribo, mehr haben mir die kleinen Rotzblagen bei ihrem gestrigen „Überfall“ nicht gelassen. 

Ich vergaß zu erwähnen, dass es bei einem Anstieg, bei dem mich die Kinder wie gewohnt begleiteten, kurz klick machte. Der Rollverschluss meines Seatpacks öffnete sich und der Inhalt verteilte sich über den Weg. Ich sah noch wie die Kinder im Gebüsch verschwanden als ich mich umgedrehte. Als ich mein Zeug aufhob bemerkte ich, dass mein Technikbeutel mit Ladegeräten, Akkus und meinem Ersatzwahoo mit Ihnen unterwegs war und wurde für eine Weile etwas böse. Ich rief Ihnen laut hinterher und blökte auch die, die nicht getürmt waren an. Daraufhin erschienen zwei Erwachsene denen Armin und ich mit der Polizei drohten, wenn mein Zeug nicht umgehend wieder auftauchen würde. Es half und nach fünf Minuten kam eins der Kinder zunächst mit nur einer Powerbank zurück. Eine weitere Schimpftirade danach tauchte auch der Beutel mit dem Rest wieder auf. Lediglich das Ladegerät für meine Gopros und die meisten Energieriegel fehlten. Das war zu verschmerzen, zumal mir die Riegel sowieso schon wieder zum Hals raushingen. Ich fuhr also erleichtert weiter und ein paar Minuten später hatte ich mich auch schon wieder völlig beruhigt. Es war mehr ein Streich, als ein Diebstahl und ich wollte mir dadurch meine Eindrücke nicht trüben lassen.

Ich wusch mich, packte mein Rad und fuhr um kurz vor fünf wieder los. Der Anstieg führte auf Asphalt sanft ein langgezogenes Tal hinauf und drei Stunden später war ich inkl. eines kleinen Verpflegungsstops oben. Die Abfahrt führte über eine Gravelpiste und dauerte ca. ebenso lange, da diese sich auf voller Länge im Umbau zu einer der neuen Asphaltstrecken befand. Schwere Baufahrzeuge hatten den lehmigen Boden aufgewühlt und zusammen mit dem täglichen Mittagsregen zu großen Teilen in eine 1a Schlammsuhle verwandelt. Mein Rad nahm ein paar Pfund des Gemischs auf, dass hier in der Sonne zu Ziegeln gebrannt für den traditionellen Hausbau verwendet wird. Antrieb und Bremsen hatten sich schnell freigearbeitet und der Rest sollte nun für „ewig“ mit meinem Rad verbunden sein – zumindest für den Rest der Tour.

Es ging auf CP2 und die im Norden liegende Vulkanlandschaft zu, die durch die von Dian Fossey’s Berggorillas berühmt geworden ist. Ein Gorilla Permit kostet hier 1500€ und Elke und mir war sofort klar, dass wir uns den Anblick seltener Tiere weiterhin nur in heimischen Zoos gönnen werden.

Das dieser Tag heute am Checkpoint enden wird, war mir bereits am morgen klar, denn die nächste Übernachtungsmöglichkeit würde erst wieder hinter der Vulkanlandschaft in 80 Kilometern folgen. 230 Kilometer bei schlechter Wegbeschaffenheit und über 4000 Höhenmeter waren bei Tageslicht unerreichbar. So machte ich es mir nach der frühen Ankunft gegen 19 Uhr gemütlich und genoss den Abend am CP2, einer kleinen Hotelanlage in Ruhengeri, die glücklicherweise noch ein Zimmer für mich hatte.

📩 markus@morgenlandradler.de