Mai 7, 2021

Tag 11: von Porto Garibaldi nach Verona

Freitag, den 7. Mai 2021

Eigentlich wollte ich ja Zelten, denn das hat mir auf den beiden Touren letztes Jahr so richtig gut gefallen, aber ich hatte gleich am ersten Tag zu spüren bekommen, daß große Unterschiede zwischen Frühlings- und Sommercamping bestehen. Zum einem die Länge der Tage und zum Anderen die Temperaturen. Mein Fazit: ich bin ein Schönwetter-Zelter und will keine Überlebenstour machen.

Jetzt bin ich mit meinen günstigen Zimmern vollends zufrieden und an diesem Tag, hatte ich besonders großes Glück.

Ich hatte mein Reich in einem kleinen Häuschen direkt am Meer. Alles hier war sauber, aber wie aus einer früheren Zeit. Die im Haus lebenden Gastgeber waren freundlich. Die Terrassentür zur Küche stand offen als ich ankam und der Mann saß beim Abendessen am Küchentisch. „Buonasera“ – der man stand auf, zeigte mir sofort einen Platz für mein Rad und brachte mich dann auf mein Zimmer. Seine Frau regelte die Formalitäten und gab mir ein paar Tips, besser: Sie schwärmte von ihrem Heimatort und wirkte auch sehr zufrieden. Die Einrichtung war alt und einfach, wie aus den Achtzigern und Neunzigern, aber an alles war gedacht. Selbst der türkisblaue Duschvorhang mit weißen Muscheln und Fischen erfreute mich. Ich fühlte mich in der Zeit zurückversetzt und pudelwohl.

Eine kleine Runde noch durch Porto Garibaldi, den Fischern beim Entladen der Boote zu- und die Promenade angesehen und dann auf in Richtung Verona, zwischen Ferrara und Rovigo hindurch, schön über’s Land. Es war um halb acht schon angenehm warm und die Meeresluft herrlich frisch. Ich freute mich darauf, am Abend die Berge zu sehen.

Jetzt ging es aber erstmal durch die Ebene. Endlose Felder und nicht enden wollende, schnurgerade Straßen. Ich musste aufpassen, daß ich die nächste Gelegenheit zum Einkauf für mein Frühstück wahrnehme, denn sonst könnte es ärgerlich werden. Die Ortschaften sind weit verstreut und wenn man eine erreicht hat, heißt das noch nicht, daß es dort einen Bäcker oder gar ein Lebensmittelgeschäft gibt. Heute ging aber alles gut. Ich fand rechtzeitig einen kleinen Supermarkt und in direkter Nähe ein Frühstücksplätzchen nebst Gesellschaft.

Der Hunger und die Eintönigkeit waren überstanden, ich erreichte den Po und es führte ab da ein abwechslungsreicher, gut ausgeschilderter Weg zur Etsch. Es war schön wieder Orte, Menschen und Bars zu sehen.

Seine Bar scheint der Italiener zu lieben. Hier geht man tagsüber kurz auf einen Café und ein Schwätzchen hinein, die alten Männer sitzen gerne auch etwas länger auf der bequemen Plastikbestuhlung vor der Tür und beobachten das Dorfgeschehen. Zum Feierabend wird es auch mal lebhafter, herannahende Freunde werden schon von Weitem freudig und lautstark begrüßt.

Die typischen Bars sind einfach, günstig und man bekommt hier sein Bier, Wein, kleine Snacks und vor allem gibt es in jeder noch so kleinen Bar garantiert einen guten Espresso (Café). Darauf wird hier größter Wert gelegt !

kleine Barauswahl

Ich erreiche die Etsch. Der Fluß umgibt ebenfalls ein Damm. Diese Erhöhungen sind eigens dafür gemacht ist, es uns Radfahrern angenehm zu machen und uns einen schönen Überblick zu verschaffen. Er hat noch den positiven Nebeneffekt, daß das etwas unter dem Meeresspiegel liegende Land bei Hochwasser nicht gnadenlos absäuft. So hat jeder was davon.

Nach 120 Kilometern habe ich, etwas verspätet, mein Mittagessen und mein „100-Kilometerbier“ bekommen und mir eine Unterkunft gebucht. Die restlichen 50 km nach Verona habe gegen den wieder stärker aufkommenden Wind sportlich genommen und war froh, wieder am Fuß der Berge angekommen zu sein.