Mai 6, 2021

Tag 10: von Portico di Romagna nach Porto Garibaldi

Donnerstag, den 6. Mai 2021

„Eine seniorengerechte Höhe“ denke ich mir, als ich um halb fünf auf dem Rand meines rustikalen, uralten Bettes sitze und meine Füße noch in der Luft baumeln. Leicht lasse ich mich von der Matratze rutschen und stehe schon aufrecht. Das ist eine tolle Sache und ich erwäge mein Eichenbett zuhause auch aufzubocken.

Der Radfahrer (ich jedenfalls) geht von der vielen frischen Luft und den Erlebnissen des Tages erfüllt, früh schlafen und ist dementsprechend früh auch ebenso früh wieder munter. Am Morgen genieße ich dann meine Unabhängigkeit genauso wie am Abend und schmeiße als erstes wieder meinen Gaskocher für die erste Tasse Kaffee an. Das staubtrockene Brötchen von gestern mit etwas Honig bestrichen und der Tag beginnt.

Der Sturm hat sich noch nicht ganz gelegt und sollte mich heute den ganzen Tag begleiten. Zum Glück kam er aus Süd-West und mir nicht entgegen. Ravenna hatte ich gestern im Sinn, aber nach dem ich das Tal endgültig verlassen und die große Ebene erreicht hatte, war mir mehr nach Land und Fluß, als nach Stadt. Ich nahm Kurs in Richtung Ferrara, dem kürzesten Weg zum Po. Der Radweg dort hat mir gefallen und kurz dahinter liegt auch schon die Etsch.

Der starke Wind traf mich aber nun mehr von der Seite und nervte. Eine knappe Stunde ließ ich mir das gefallen und dann nahm ich das Zeichen an und ließ mich doch nach Ravenna treiben.

Pause auf der Piazza del Popolo

Wikipedia verriet mir, daß dieser schöne Platz ursprünglich direkt am Meer gelegen hatte, das sich durch Anlandungen mit der Zeit immer weiter entfernte. Unglaublich – heute sind es doch einige Kilometer und wie ich feststellte, ist das „neue Land“ fest und trocken. Sowas würden sich sicher die Bewohner Sylt auch wünschen.

Ich hoffte darauf, daß die Böen morgen abnehmen würden und ließ mich heute weiter der Küste entlang nach Norden, mal durch den Regionalpark, mal die Hauptstraße entlang, in Richtung Po-Delta treiben …

überall in den Lagunen und Flussmündungen: stationärer Fischfang

… und beendete meinen Radeltag frühzeitig in Porto Garibaldi, einem kleinen Fischerstädtchen. Die Gastgeberin meines kleinen B&B (zur Zeit mit einem B weniger) schwärmte von der schönen Promenade und den guten Restaurants, aber ich hatte wie immer genug gesehen, dankte ihr und erfreute mich an meinem gemütlichen Zimmer.