Mai 5, 2021

Tag 9: von Barberino Val d’Elsa nach Portico di Romagna

Mittwoch, den 5. Mai 2021

Es ging für mich noch einmal hoch nach Barberino auf demselben Weg wie gestern. Schon die erste Abweichung führte mich über eine Schotterstraße und endete in einer Sackgasse.

„Es gibt Schlimmeres“ dachte ich und kehrte um. Ich fuhr noch den letzten Anstieg von gestern hinab und bog dann ab, dahin, wo sich die namhaften Weingüter aneinanderreihen. Beinahe jeden Namen hier, meine ich schonmal auf einer Flasche gesehen zu haben und die Anwesen sowie die Weinberge wirken gediegen im „Stammland des großen Weinbarons“. Hier wird viel Geld mit großen Namen verdient. „Auch Du warst schon auf dem Weg, ihm und seinesgleichen zu verfallen“, dachte ich, während ich genüsslich bergauf und bergab radelte. Zum Glück fehlt mir zur Weinkennerschaft das nötige Talent, was mich vor Alkoholismus und Pleite bewahrt. Ich lachte mal wieder über mich selber, setzte mich auf einer der alten Mauern an der Straße und genoss beim Frühstück die Erkenntnis und die herrliche Umgebung. Hier jetzt noch eine Büchse Bier aufzumachen, das wäre zu früh und zu frech gewesen.

Aber auch ohne die große Leidenschaft für Wein ist diese Gegend ein Traum. Zu allen Seiten die herrlichsten Ausblicke. Ich bummelte herum, hielt oft an und knipste hier und da. Es war schon 14 Uhr und hatte erst 32 km gefahren.

Dann ging es ein letztes Mal auf die Berge zu. Ich erhöhte das Tempo, denn ich war heute Abend mit Elke auf ein Bierchen verabredet und wollte nicht zu spät meine Unterkunft auf der östlichen Seite des Apennins gefunden haben. Dazwischen lag noch der Passo Muraglione. Ich nahm die letzte Einkaufsmöglichkeit war und war gut vorbereitet. Ananassaft statt Bier, ein leichter Getreidesalat (welches weiß ich nicht) mit einer Extraportion Nüssen und dann konnte es losgehen.

Ich blickte auf mein Navi und war auf das Schlimmste gefasst. Ich hätte jetzt gerne Dramatisches zu berichten, von Schweißströmen, Krämpfen und dergleichen, aber die blieb aus. Es war eine angenehme Passfahrt. Das Tal, das ich hinauffuhr war kaum besiedelt, kaum Verkehr auf der zumeist guten Straße und eine kontinuierliche Steigung von durchschnittlich 6 bis 7 Prozent – so macht das Hinauffahren Spaß ! Am Pass kam dann doch Sturm auf, der während der Abfahrt durch das oft schluchtartige Tal, immer stärker wurde und unberechenbar böig von allen Seiten kam,den ich aber tendenziell doch im Rücken hatte.

Portico di Romagna erreichte ich bei Sonnenschein. Es war schön auch hier die Männer wieder vor der Bar des Ortes sitzen zu sehen. Schnell war ein Hotel gefunden und ich war froh „pünktlich“ zu sein !

Bar in Portico (sehr modern)