Dienstag, den 16. August 2022
schnelles Frühstück in Figeac
Ich hatte genügend Zeit und keinen Grund mich unter Druck zu setzen, aber ich ließ von der Vorstellung nicht ab am Abend bei CP4 mein verdientes Bierchen bei Pizza oder Pasta zu trinken. Es waren noch 150 Kilometer und ich wollte das Tempo von Beginn an so hoch wie möglich halten um „rechtzeitig“ anzukommen. Meine Rechnungen für diesen Tag gingen in keiner Weise auf, denn Sektion 15 war eine einzige Prüfung. Allein an den Höhenmetern gemessen, hätte es kein Problem darstellen sollen, aber die Wege waren schwierig, Anstiege mit bis zu 30% (gefühlt manchmal noch mehr) auf Pfaden die ich nicht Wanderweg nennen würde. Das Rad 50cm den Berg hochwuchten, schnell die Bremse ziehen und nachsteigen – damit schlug ich mich bis in den frühen Nachmittag herum und musste dann einsehen, dass mein gestecktes Ziel unerreichbar ist. Die Anstiege haben so viel Zeit gekostet, dass ich für 60 Kilometer über 7 Stunden gebraucht habe. Also begrub ich meinen Plan und arbeitete ohne Zeitdruck weiter. Die selbstgemachte Hast hat mich an diesem Tag einiges gekostet, denn ohne Druck hätte ich selbst die Plackerei bei sengender Hitze, auf jeden Fall aber die unglaublich schöne Landschaft mehr genießen können.
Der Tag begann trügerisch leicht, aber das änderte sich schnell. Abschnitte über Asphalt wurden rar, nur gelegentlich gab es mal eine Ortsdurchfahrt. Steile Anstiege durch den Wald hinauf schieben, dann die gewonnenen Höhenmeter wieder hinunterfahren – das war der Rhytmus, der sich bis zum frühen Nachmittag wiederholte. Ich traf währenddessen einen anderen Teilnehmer, der mit Knieproblemen am Rand pausierte und wenig später aufgab und fragte blöd „ob Das hier sein müsse“. Er antwortete: „that’s the french divide: pushing, pushing, pushing“.
Die Bilder des Arbeitstages habe ich jetzt einfachheitshalber auf einen Haufen geworfen und dabei die Reihenfolge nach Gefühl und Sonnenstand bestmöglich einzuhalten versucht.
Gegen 16 Uhr kam ich durch den kleinen Ort Parisot. Dort traf ich Jul und Jan, die beiden disqualifizierten Belgier und David. Vor dem kleinen Lebensmittelladen sitzend, wurden wir uns schnell einig, dass der hinter uns liegende Abschnitt doch der bislang Schwerste war und David konnte es garnicht fassen: „ich bin hier zum Rad fahren und nicht zum Rad schieben“. Egal – das Örtchen war nett, die Pause tat gut und zusammen mit der netten Gesellschaft war es das Highlight des Tages.
nachdem wir uns „ausgeheult“ hatten gings weiter …
Am frühen Abend hielt ich Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit und fuhr noch bis Saint Antonin-Noble-Val. Dort ging ich noch zum Abendessen in die hübsche Altstadt, ließ mir Zeit, beobachtete das Trieben, gönnte mir noch zwei Eis und fuhr anschließend zum Campingplatz. Dort konnte ich endlich wieder duschen. Einen Blick in die Wetter-App sagte mir wieder Gewitter in der Nacht voraus. Ich sah mich kurz um: keine Unterstellmöglichkeit weit und breit, das kleine Waschhaus hatte kein Vordach und unter der steinernen Tischtennisplatte lag grober Schotter. Ich war zu müde um mir was Sicheres zu suchen und legte mich mit ungutem Gefühl hin und schlief gegen Mitternacht ein.
Ich hatte fest geschlafen als ich vom Gewitter geweckt wurde. Ich war bereits ziemlich nass und warf schnell die Rettungsdecke über. Das nützte wenig, denn der Regen wurde immer stärker. Ich raffte alles zusammen und rettete mich ins Waschhaus. Hier hing ich so gut ich konnte meine Sachen zum trocknen auf und machte es mir in einer geräumigen Duschkabine für drei Stunden gemütlich. Auch diese Unannehmlichkeit überstand ich schadlos, denn am Morgen, noch bevor die ersten Camper kamen, hatte ich die Sachen wieder trocken, konnte das Waschhaus räumen und mich auf den Weg zum Bäcker machen.