August 15, 2022

von Neussargues bis Figeac

Montag, den 15. August 2022

Als ich aufwachte war es bereits hell und ich hatte fast acht Stunden tief und fest geschlafen. Im Ort gab es einen kleinen Bäcker: Pain au raisins und Limonade zum Frühstück, Kaffee gab’s nicht. Dann machte ich mich auf den Weg um zum Plomb du Cantal heraufzufahren. Der Strecke war von gestern Abend bis heute Morgen wegen einer Sturmwarnung gesperrt, weswegen zwei belgische Teilnehmer den Berg umfuhren und dafür disqualifiziert wurden.

Das Wetter war ungemütlich. Zwar regnete es nicht, aber es wurde auf dem Weg nach oben immer kühler und nebliger. Eine Hütte lud nochmal zu einer kleinen Pause ein und hier bekam ich dann gegen 11 meinen Kaffee. Meine Stimmung war vorher gut, nachher noch besser und so war der Rest des Anstieges auch kein Problem mehr.

Ich habe von diesem Tag noch weniger Bilder als von den anderen, aber ich erinnere mich, dass mir der Anstieg keine Schwierigkeiten bereitete. Es ging zumeist über Wanderwege und die steilen Stücke habe ich häufig geschoben, denn es kündigte sich ein anderes Problem an: der Cleat meines linken Schuhs drehte sich bei jedem Ausstiegsversuch aus den Pedalen ein Stückchen mit und so kam ich, wenn ich es musste, nicht schnell genug heraus – beim normalen Absteigen kein Problem, wenn ich mal schnell heraus musste, lag ich auf der Nase. Ich bemerkte es das erste mal am Vortag, kurz hinter Besse. Ich dachte die Schrauben hätten sich nur gelöst, aber auch Diese festzuziehen half nicht mehr. Das Material unter den Cleats war zu weich und rieb ab. Ich richtete mich darauf ein und versuchte vorausschauend „auszuklicken“.

Wie gewünscht, war ich in der Mittagszeit auf dem höchsten Punkt. Es war sehr windig und ungemütlich, aber es war geschafft und dabei nicht so anstregend wie erwartet. Nun sollte es möglichst schnell wieder hinab und raus aus dem Nebel gehen, aber der Track folgte noch eine zeitlang einem felsigen Wanderweg. Auch das nahm ich ruhig hin, denn ich hatte ja noch genug Zeit wieder herunterzukommen.

Da sich mein Hunger in Grenzen hielt und ich mal etwas vorankommen wollte, nahm ich mir vor bis Aurilac durchzufahren. Dort würde sich sicher eine Gelegenheit zum Abendessen und nettem Päuschen finden lassen. Bis dahin genoss ich diese entspannte Passage und die Wärme des Tals nach den zwei Tagen im Hochland.

Man bekommt auf einer solchen Tour nur flüchtige Eindrücke von Ortschaften, aber Aurilac war mir sofort sympatisch. Ich bemerkte das erste Mal, wie weit südlich ich mich mittlerweile befand. Das Leben fühlte sich lockerer an. Die Menschen schienen mir ausgelassener, der Verkehr hektischer, die Fassaden nicht so herausgeputzt.

Ich suchte mir einen kleinen Imbiss direkt in der Altstadt. Hier konnte ich auch meine Geräte aufladen und machte es mir gemütlich. Ich genoss das Treiben um mich herum, ließ mir Zeit und machte mir Gedanken, wie es an diesem Tag den weitergehen soll. Ich dachte daran mir ein Zimmer zu nehmen und hier den Abend zu genießen, aber dann hielt ich es für möglich, morgen den letzten Checkpoint bei Puycelsi zu erreichen und mir gefiel der Gedanke, mir erst dort eine Unterkunft zu suchen. Ich rechnete ein wenig und kam zu dem Schluß, dass die bis dorthin verbleibenden gut 200 Kilometer bis zum Abend machbar sein müssten. Dafür müsste ich heute noch ein wenig weiterfahren und dazu entschloß ich mich dann auch.

Bester Laune und motiviert fuhr ich in den Abend. In der Dunkelheit kam ich wegen meiner bescheidenen Beleuchtung nur noch langsam voran und erreichte Figeac erst um 4 Uhr morgens. Eine Unzeit und eigentlich hätte ich weiterfahren sollen, aber ich hatte keine Lust mehr mich mit meiner Funzel durch düstere Waldpassagen zu mogeln. Ich legte mich für ein Stündchen bei Mc Donald’s auf einen Tisch. Schlafen konnte ich zwar nicht, denn mir war klamm und kalt, aber ich überbrückte die Zeit bis die erste Bäckerei öffnete.