August 12, 2022

von Autun bis Châtel de Neuvre

Freitag, den 12.August 2022

Den Zimmerschlüssel habe ich noch in der Hand und eine Tasche in die Notausgangstür gestellt. Ich weiss noch, dass ich irgendwann vor sechs vor dem Hotel stehe und prüfe, ob ich wirklich nichts vergessen habe. Dann fahr ich los. Auf den ersten 50 Kilometern dieses Tages stehen noch schwierige Anstiege an. Es geht durch Waldabschnitte über die letzten Hügel des Morvan. In einem Video erkenne ich die Anstrengung und die Vorfreude auf eine letzte entspanntere Passage vor dem Zentralmassiv. In einem kleinen Ort (Mesvres) bin ich überglücklich, endlich eine kleine Bäckerei offen zu finden und frühstücken zu können. Ich bin angestrengt, aber zufrieden und fahre den vermeintlich größten Anstrengungen der Tour entgegen. Nicht, dass es bis hierhin eine Spazierfahrt für mich gewesen wäre, aber ich bin mir jetzt schon sicher, es zu schaffen und freue mich auf das viele Schöne, das noch vor mir liegt. Ich bin froh zu den „Überlebenden“ zu gehören, denn Hitze und Anstrengung haben schon Viele zur Aufgabe bewegt.

Gegen Mittag erreichte ich Toulon sur Arroux. Hier traf ich Pierre, einen Teilnehmer aus dem letzten Jahr, der wegen seines defekten Pineon Getriebes aufgeben musste. Er hatte auf der anderen Seite der Straße seine Apotheke und freute sich über jeden Teilnehmer, der durch seinen Heimatort kam. Er selbst würde erst im nächsten Jahr wieder die Möglichkeit haben, es nochmal zu versuchen, war sich aber nicht im Klaren, ob es die French Divide oder das im Vorjahr entstandene „Sea to Peak“ sein würde. Er schwärmte vom Streckenverlauf durch „sein Frankreich“ und so merkte ich mir diese Möglichkeit für die Zukunft …

… ich habe mich sofort für das nächste Jahr angemeldet und freue mich umso mehr über diese Begegnung, denn ohne Ihn wäre ich auf dieses Event, das außerhalb Frankreichs noch kaum bekannt ist, nicht aufmerksam geworden.

An den Rest des Tages habe ich bis auf die Hitze, der man ab Mittag ungeschützt ausgeliefert war, keine besonderen Erinnerungen. Es rollte gut und ich machte in einem Café in Bourbon-Lancy, einem kleinen schmucken Ort noch kurz Rast. Moulins nutzte ich dann zum Einkaufen und fuhr in den Abend.

Ich muss nicht mehr erwähnen, dass ich mich über den Mangel an Fotos und Aufzeichnungen ärgere, aber an diesem Tag ist das Material besonders dürftig. An den kleinen Campingplatz bei Châtel de Neuvre erinnere ich mich gut. Es war urig gemütlich dort, aber wieder kam ich zur Unzeit, nach 21 Uhr, kurz vor Feierabend dort an. Die Betreiberin, die im Begriff war zu schließen, war nicht amüsiert, aber letztlich ließ Sie Gnade walten und verkaufte mir sogar noch zwei Flaschen Bier.