August 11, 2022

von Avallon bis Autun

Donnerstag, den 11. August 2022

Ich hatte gut geschlafen und muss gegen halb sechs weitergefahren sein. Es waren noch 40 Kilometer bis Quareé-les-Tombes, wo ich mir diesmal einen Stempel und keine Disqualifikation abholen wollte. Um 9 Uhr war ich da, gönnte mir ein ordentliches Frühstück und füllte meine Vorräte auf. Nun begann für mich der neue und angekündigt schwerere Teil der Tour. Die Versorgungsmöglichkeiten im Morvan sollten bis Autun eher dürftig sein. Es würde hauptsächlich durch Waldabschnitte und wenige kleine Ortschaften gehen und aus dem letzten Jahr wusste ich, dass dort nicht viel zu holen ist. Mit Respekt und großer Freude machte ich mich auf den Weg.

Bei konstant herrlichstem Wetter ging es durch diesen traumhaften Wald. Ein Teil der Strecke verlief auf Wanderwegen, steil und felsig, was zu ersten anstrengenden Schiebepassagen führte.

Es war nicht viel Strecke zu machen und da es auch keine positiven Überraschungen bezüglich der Versorgungslage gab, ging gegen späten Nachmittag mein Proviant zur Neige. Undramatisch, denn Autun war bereits in der Nähe und dort würde ich den Tag beenden und mir ein Hotel suchen. Mein Strombedarf war durch die Nachtfahrten größer als das, was ich selbst erzeugen konnte und aus meinen beiden kleinen Powerbanks war auch nichts mehr zu holen. Es war aber noch genug um über den Tag zu kommen. Anders als bei Louis, den ich gegen 16 Uhr am Wegesrand liegen sah und der, als er mich bemerkte, freudig aufsprang und jubelte. Er hatte sich völlig „blank“ gefahren und so ein Garmin ist mit Cola und Gummibärchen nicht davon zu überzeugen, weiterzuarbeiten. Ich war die Rettung und wir radelten einige Zeit gemeinsam weiter. Irgendwann hatte sein Navigationsgerät sich wieder genug Strom zusammengeklaubt und wir trennten uns kurz vor Anost, einem kleinen Ort indem er Pause machen wollte. Nach Pause war mir nicht. Ich wollte so früh wie möglich in Autun ankommen und vertraute auf den Rest Wasser und Weingummis.

Ich muss meinen Erinnerungen oft auf die Sprünge helfen, aber daran erinnere ich mich genau: Ich stand gegen halb acht vorm Aldi und kübelte schnell die eben gekaufte, große Familienflasche Trinkjoghurt in mich hinein. Dann spülte ich mit einem Liter Ananassaft diverse Snacks hinunter um abschließend die Mahlzeit mit einem 1000 Kalorienbecher Vollfetteis abzurunden. So kann es kommen, wenn man sich völlig ausgehungert im „Schlaraffenland“ befindet. Ich wartete noch ein paar Minuten ob alles drinbleiben würde, aber bis auf ein kleines Völlegefühl hatte ich keine weiteren Unannehmlichkeiten und konnte mich auf den Weg zu meinem Hotel machen, dass ich irgendwie zwischendurch gebucht hatte.

Die Wirtin zapfte mir, dem nicht mehr ganz taufrischem Radvagabunden, unwillig, aber mit einiger Überredungskunst dann doch noch zwei Bier, mit denen ich mich auf mein Zimmer verzog. Duschen, Geräte ans Ladegerät und ab ins Bett – Ich fühlte mich wie ein König und so schlief ich auch ein.