Juni 15, 2021

2021 – Taunus Bikepacking: Tag 1

Dienstag, den 15. Juni 2021

Elke und ich sind am Vortag zur Anmeldung angereist und haben uns dann ein Hotel in Diedenbergen gebucht. Wir sind am Sonntag früh aufgestanden um die letzten Dinge zu richten und pünktlich um 6.30 Uhr beim Frühstück zu sein.

Ich freute mich auf die Herausforderung und fühlte mich gut gerüstet. Alles war an seinem Platz, fest verzurrt. Mir war bewusst, daß mein Rad mit all seinen Komfortfunktionen sehr schwer war und ich auch ansonsten überdurchschnittlich viel mit mir führte, aber ich hatte mich ja auch nicht auf einen Wettkampf vorbereitet.

Mein persönliches Ziel war es herauszufinden, ob ich für solche Vorhaben mit meiner Verfassung und Einstellung überhaupt tauglich bin. Ich wollte diese Touren auf meine Weise genießen können. Ich freute mich auf neue Bekanntschaften, auf kleine Plaudereien, ich wollte mein Tagebuch schreiben, Zeit für Fotos und kleine Videos haben, gemütlich meine Pausen an schönen Orten machen. Ich wollte nicht in der Dunkelheit fahren, mir Abends stattdessen an einem idyllischen Schlafplatz mein Essen kochen und dann den neuen Tag, an diesem, in aller Ruhe mit Kaffee und einem Müsli beginnen. So stellte ich mir die Sache vor und das Taunus Bikepacking sollte der große Test für die im August anstehende Frankreich Tour sein, die ich auch so anzugehen gedachte. Um sicher zu gehen, ob es dafür genügt, mussten die Tausend Kilometer und 17000 Höhenmeter aber in sechs Tagen zu schaffen sein.

Wir waren eine halbe Stunde vor dem Start am Jugendzeltplatz in Hofheim. Es war sonniges Wetter angekündigt und ebenso heiter war die Aufbruchstimmung unter den Teilnehmern.

Ein Blick auf die Räder meiner Mitfahrer genügte um zu erkennen, daß ich nicht nur schwer unterwegs, sondern schwer überladen war. Ich fühlte mich als „Sonderling“ schon ein wenig unwohl, wurde aber zu keiner Sekunde beargwöhnt. Mir kamen auch keine Zweifel meine Vorstellungen nicht umsetzen zu können.

Dann war es soweit. Nach dem Gruppenfoto wurde um 8 Uhr der erste Teilnehmer auf die Strecke geschickt. Fünf Minuten später war ich an der Reihe. Nun ging es los und es war eine reine Freude. Es ging durch den Wald und ich sah den ersten Anstiegen entgegen. Diese waren zwar anstrengend und ich bemerkte, daß das Gewicht mit zunehmender Steigung die Sache doch erheblich erschwerte, aber ich fühlte mich frisch und war gut unterwegs.

Es war ein kurzweiliger Tag und mir begegneten oft andere Teilnehmer. Die Schnellen und Ehrgeizigen nur einmal, viele Andere und ähnlich Gesinnte immer wieder.

Wir überquerten den Rhein südlich von Wiesbaden und fuhren durch Weinberge in Richtung Bingen, wo wir das erste und einzige Mal auf Fremdhilfe, nämlich die Fähre nach Rüdesheim angewiesen waren. Es wurde heiß, die Sonne brannte und die Temperaturen stiegen weit über 30 Grad. Sicherlich gibt es angenehmere Temperaturen zum Radfahren, aber mir setzte die Hitze glücklicherweise nicht so zu. Wir hatten schon einige Anstiege hinter uns und so hatte ich vor der Fahrt hinauf zum Niederwalddenkmal keine Bedenken.

Es war anstrengend, aber oben angekommen wurden wir von Jesko und seiner Crew mit Snacks und Getränken versorgt. Hier bemerkte ich, daß ich als Neuling bei solchen Touren, den Energie- und Wasserbedarf etwas unterschätzt hatte, was mir mein rechter Oberschenkel mit Krämpfen signalisierte. Die legten sich aber nach einigen Kilometern wieder und so hatte ich mal wieder einen lehrreichen Schaden.

Es ging abwechslungsreich weiter und von der Kleinigkeit mit dem Oberschenkel abgesehen erreichte ich mein Tagesziel recht komfortabel noch gut vor Sonnenuntergang. Dank Adrian, der über den Verlauf der Strecke gut informiert war, endete der Tag an der Schutzhütte „Rheinblick“ in der Nähe von St. Goar, weit oberhalb des Rheins, mit der Burg Maus zur Linken und dem Abendrot zur Rechten – traumhaft !