September 15, 2023

von Darfo bis zum Kalterersee

Mein Rad ist startklar. Das Frühstück in diesem sehr schönen alten Gasthof beginnt um sieben. Der Italiener mag es gerne süß, aber ohne danach zu fragen, was ich auch nicht getan hätte, wird mir ein Teller mit Schinken und Käse gebracht. Ich fühle mich wohl hier, möchte aber dennoch früh weiter, denn der Höhepunkt meiner „Abschlussschleife“ wartet noch auf mich.

italienisches Frühstücksbuffet in extremster Ausprägung

Ich mache mich auf den Weg zum Passo del Tonale. Dieser liegt auf 1870m und bis dahin sind mit Auf und Ab noch 2000 Höhenmeter zu bewältigen Die Wettervorhersagen sind passabel. Ein wenig Regen am Mittag, aber ich mach mir keine Sorgen. Wenn’s schlechter wird als vorhergesagt, gibt’s halt eine Extraportion Abenteuer. Ich fahre durchs Valcamonica am Oglio hinauf und zunächst macht mir der Komoot Track noch Freude, aber schon vor Capo di Ponte bemerke ich, dass es eine zu harte Nummer wird, wenn ich weiter dem Vorschlag folge. Oft geht es kleine 15-20 %er hinauf und dann wieder ein Stück runter. Der Track bewegt sich am Hang, während sich die Straße durch die Talmitte gleichmäßig nach oben schlängelt. Ich entscheide mich für die Straße, um nicht jeden Höhenmeter hart und fast doppelt machen zu müssen. Mit einem 35 Kilo Rad muss man sich überlegen was man tut. Es war eine gute Entscheidung. 

Ich arbeite die Passstraße gleichmäßig ab. Es ist alles andere als einsam. Meine romatisch-abenteuerlichen Vorstellungen von dieser geschichtsträchtigen Verbindung waren natürlich Quatsch, aber eine Verbindung von Skiort zu Skiort bis zur Bergstation, hatte ich mir auch nicht vorgestellt. Ich ließ es egal sein, für was für Vergnügungen der Mensch seine Umwelt missbraucht. Ich mag das Tal des Oglio und auf der anderen Seite wartete das Tal des Noce auf mich. 

Ich erreichte die Passhöhe gegen drei. Oben war’s kühl und so rauschte ich erstmal die Straße hinunter, folgte später aber doch einem wiederum wunderbaren Radweg bis Cles.

Die Campingplätze kamen mir zu früh und später gab es keine mehr. Ich sah um kurz nach halb sechs auf mein Navi: noch 60 Kilometer bis Kaltern. Das wäre nicht vor acht zu schaffen. Ich rief am Campingplatz an: „kein Problem – wir sind da“.

Also war ich bereit eine Sporteinheit einzulegen und meine Tour heute schon abzuschließen. Eine weitere Übernachtung im Hotel war mir nicht recht. Ich war um kurz vor acht wieder am Gretl am See und hatte nebenbei noch eine traumhafte Fahrt. Besonders war die Passage vor Mezzocorona, als ich durch eine enge Schlucht hindurch und hinunter ins Etschtal flog.

Meine Tourabschluss war spontan und einen Tag früher als gedacht, aber es hätte für mich besser nicht sein können. Ich kann nun alles in zusammenpacken und freue mich, dass Elke morgen kommt und wir noch ein paar Tage das schöne Wetter im Süden genießen.