Eine Woche vor dem Start, machte ich noch eine kleine Tour durch die erweiterte Heimat. Es war ein letzter Test und bis auf eine Kleinigkeit, die mich in meiner Unerfahrenheit noch einmal stark forderte, verlief dieser zufriedenstellend – aber dazu später.
Ich stieg Mittwoch Nachmittags bei ordentlichem Wetter auf dem, vor meiner Wohnungstür gelegenen Cherusker 500 ein. Die ersten dreißig Kilometer führten mich mit Rückenwind am Mittelandkanal entlang und dann endlich ab in den Wald, den ich bis auf kleine Unterbrechungen, unter Anderem eine Einkaufspause in Ostercappeln, kaum noch verließ. Der Track verlief häufig direkt über den Kamm des Wiehengebirges, wodurch zu den kühlen Temperaturen in diesem Tagen mir auch noch ein frischer Wind um die Ohren pfiff. Der Tag endete kurz vor Mitternacht in einer Schutzhütte kurz vor Porta-Westfalica.
Am nächsten Morgen erreichte ich den eigentlichen Startpunkt der Tour, kurz nach dem Kaiser-Wilhelm Denkmal. Eine Fähre konnte mich von hier ab 11 Uhr über die Weser bringen. So hatte ich zwei Stunden Zwangspause, die ich zu einem ausgiebigen Frühstück nutzte. Dann fuhr ich wieder zum Anleger und wartete eine weitere halbe Stunde vergeblich auf die Überfahrt. Schließlich rief ich den Fährmann direkt an, der mir mitteilte, daß er krank sei und die Fähre seit zwei Wochen nicht mehr fährt. Den Ausgang hatte ich nicht gelesen, da ich mich über den Google-Eintrag informiert hatte.
Der halbe Tag war verloren und dann ich lief meinem Tagesziel, dem Erreichen des Teutoburger Waldes hinterher. Als Erschwernisse kamen das kühle Wetter und die, durch den Regen der vergangenen Wochen, schlammigen Waldwege hinzu. Die teilweise für mich technisch sehr anspruchsvollen Abfahrten brachten mich dazu, so manchen Berg hinunter zu gehen.
Ich fuhr in die Nacht hinein und verließ gegen drei Uhr den Track, weil ich am Freitag wieder Zuhause sein wollte. Am Morgen konnte ich auf einem Campingplatz hinter Bielefeld duschen und fuhr bei sonnigem Wetter weiter, bis mich bei Halle ein Plattfuß dazu brachte, mich von Elke abholen und heimfahren zu lassen. Ich hatte keine Erfahrung mit störrischen Faltreifen auf einer Tubelessfelge und brach mir zwei meiner drei Reifenheber ab. Das nötige Know-How wollte ich mir dann am Wochenende in meinem Keller verschaffen. Es waren harte Stunden. Wie man den Reifen beim Aufziehen fixieren kann (mit einem Kabelbinder) erfuhr ich in einem YouTube Tutorial und letztendlich gab mir Ralf den besten Tip, wie man den Reifen aus der Wulst der Felge in ihre Mitte bekommt – einfach drauftreten !
Nun war ich vorbereitet und mein Vorhaben konnte beginnen. Ich brach am Mittwoch mit dem Fahrrad und fuhr über Köln und Venlo bis Eindhoven, wo mich Elke dann aufsammelte um weiter nach Bray-Dunes, dem Startpunkt der French Divide zu fahren.